Blog - Warum man den eigenen Ekel über die Blutegeltherapie überwinden sollte

Blog - Warum man den eigenen Ekel über die Blutegeltherapie überwinden sollte

Ich gebe es ja zu: Es gibt weitaus schönere Tierchen als Blutegel. Aber wenn man sich überlegt, dass sie zur Familie der Regenwürmer gehören, dann ist es nicht mehr so schlimm. 
Seit ich mich mit dieser Therapieform beschäftige, bin ich absolut begeistert über diese einmaligen Helfer. 
Tatsächlich ist die komplette Wirkung von Blutegeln noch nicht endgültig erforscht. Vermutlich wird da in den nächsten Jahren auch nicht wirklich große Fortschritte gemacht. Viel zu groß ist da die Konkurrenz zur Pharmaindustrie. 

Das erste Mal mit Blutegeln in Kontakt kam ich aufgrund meines Hufrehe-Ponys Flash. Seit letztem Juni macht sie immer wieder aus diversen kleinen Gründen (Wurmkur) Laminitis-Schübe. Nachdem ich mich mit diversen Spezialisten kurzgeschlossen habe, kam immer wieder die Thematik für eine Blutegel-Therapie auf. Schlussendlich überwand ich mich im Oktober 2022 endlich zu dieser Therapieform und lies eine mir empfohlene Therapeutin mit Erfahrung zu uns in den Stall kommen. 
Flash genoss die Therapie sichtlich und das Resultat sprach für sich: bereits 2 Tage nach dem "Egeln" lief Flash schon viel flüssiger im Auslauf herum und nach einigen Tagen, wollte sie jeweils nicht mehr in ihre Boxe zurück, sondern lief einem sogar das eine oder andere Mal im Trab oder gar Galopp davon. 
Ich war über das Resultat absolut begeistert! Mit so etwas hatte ich echt nicht gerechnet. 
Als Flash im Januar 2023 aufgrund der Wurmkur einen erneuten Schub hatte, war für mich der Fall klar, dass erneut Blutegel zur Anwendung kommen mussten. Leider wollten die beiden neu gekauften Egel davon leider nichts wissen und so fanden diese schlussendlich bei Harley's Hämatom (Bluterguss) ihre Anwendung. Und auch hier, beinahe augenblicklich, lief Harley wieder taktlar und lahmfrei im Schritt. Im Trab dauerte es aufgrund der verklebten Faszien etwas länger. 

Nun kam für mich der Zeitpunkt mich auf die Suche nach einer Ausbildungsmöglichkeit über Blutegel zu machen: fündig wurde ich schlussendlich bei der Phönix Schule in Riedholz.  
Die Schule bietet diverse Ausbildungen für Mensch und Tier an und ich kann sie nur jedem wärmstens empfehlen. 

Wir waren an diesem Tag eine kleine Gruppe von lediglich 4 Schülern. Eine ideale Menge um zu Lernen und sich auszutauschen. 
Wir lernten nicht nur viel über die Geschichte der Blutegel, sondern auch über den korrekten Umgang und die Pflege. 
Besonders spannend fand ich die vielfältigen Indikationen wo die Tierchen ihre Anwendung finden können:  

  • Hufrehe 

  • Hufrollenentzündung 

  • Arthrose 

  • Sehnenläsionen 

  • Hämatomen 

  • Abszesse 

  • Gallen 

  • Rückenproblemen 

  • Muskelatrophien 

  • Spondylosen (Hund) 

  • Hüftgelenksdysplasie (Hund) 

  • Ellenbogendysplasie (Hund) 

  • Hot Spot (Hund) 

Der Unterricht wurde immer wieder unterbrochen mit praktischer Anwendung, so dass schlussendlich jeder Kursteilnehmer mindestens einen Blutegel aufgesetzt gekriegt hatte und sich so selbst über die Wirkung ein Bild machen konnte. 

Das Ansetzen des Egels war nicht weiters schmerzhaft, es war in etwa zu vergleichen mit einer Brennnessel. Irgendwie hatte ich es mir viel schlimmer vorgestellt. Auch hier wurde sehr individuell auf jeden Kursteilnehmer eingegangen und die Wundversorgung danach wurde sehr ernst genommen. Man fand sich sehr gut aufgehoben. Bei mir selbst hat es ein Karpaltunnelsyndrom sowie einen Tennisellbogen beinahe zum Verschwinden gebracht und dies lediglich mit zwei Blutegeln! Ich bin überzeugt, dass ich es mit einer weiteren Therapie komplett auskurieren kann. Dies wird frühestens in zwei Wochen möglich sein. 

Wichtig bei der Blutegeltherapie, gilt es zu beachten, dass weder das Tier noch der Mensch blutverdünnende Substanzen 2-3 Tage vor der Therapie zu sich nehmen soll. Ansonsten kann es zu einer übermäßigen Nachblutung kommen. 

Dies war oder respektive ist auch der Grund weshalb die Blutegeltherapie bis noch vor kurzem einen so schlechten Ruf genoss: es wurden entweder zu viele Blutegel oder unreine Blutegel verwendet, wodurch es zu Komplikationen und oftmals sogar zum Tod des Patienten kam. 

Es gilt Einiges zu beachten, korrekt angewendet ist die Blutegeltherapie aber eine wunderbare Therapieform. 

Wer gerne mehr darüber erfahren möchte, darf sich gerne bei mir melden.

Bild: zwei Blutegel an der Arbeit beim Hämatom meines Wallaches Harley.