Buchrezension "Purzel speckt ab" von Constanze Röhm
Seit ich
meine Ponydame Flash im Frühling 2021 stark übergewichtig übernommen habe,
hatte ich mich eingehend mit der Thematik der Fütterung beschäftigt.
Als dann
Flash im Juni 2021 sowie genau ein Jahr später einen Hufrehe-Schub machte, lass
ich so ziemlich alles, was ich zu diesem Thema in die Finger kriegen konnte.
Im Juli 2021
schloss ich dazu die Ausbildung zur Futtermittelberaterin für Pferde ab. Immer
wieder stiess ich auf Artikel von Constanze Röhm und so beschloss ich
schliesslich mir das Buch "Purzel speckt ab!" zu kaufen.
Zu meinem Erstaunen war dieses Buch extrem schnell gelesen. Obwohl ein Fachbuch so wurde es immer wieder mit Anekdoten von "Purzel" aufgepeppt und mit Beispielen aus Ihrem grossen Erfahrungsschatz. Beides macht das Buch extrem kurzweilig und lesenswert.
Nun aber eine kurze Zusammenfassung zum Buch:
Leider sind
mittlerweile 60% aller Pferde in Deutschland zu dick (dies gilt vermutlich auch
für die Pferde in der Schweiz).
Viele
Pferdebesitzer wollen es leider einfach nicht sehen und beruhigen sich mit
Aussagen wie: "der ist vom alten Schlag", oder "Das ist halt ein
Barocker-Typ".
Dünne Pferde
gelten dafür immer sehr schnell als krank, hingegen hat man sich leider mittlerweile
bereits an den Anblick von dicken Pferden gewohnt. So dass ein vermeintlich
dünnes Pferd eigentlich Idealgewicht besitzt.
Es gibt drei Kategorien zum einsortieren von dicken Pferden.
Kategorie 1:
Das Pferd ist arg moppelig
Die Schulter
wie auch die Kruppe haben ordentlich Polster
Der
Mähnenkamm ist fest, aber noch nicht hart
Das Pferd ist eher gemütlich, manchmal auch aus der Puste und schwitzt relativ
schnell
Die Rippen
lassen sich irgendwie noch ertasten
Kategorie 2:
Das Pferd ist zu dick
Lässt man
das Pferd um sich herumtraben, erscheint an der Hinterhand und der Kruppe des
Pferdes eine Doppelwellenbewegung
Der Mähnenkamm ist mehr als gut gefüllt
Bei voller
Belastung der Hinterhand ist der Speck immer noch in Bewegung
Kategorie 3:
Das Pferd ist massiv überfettet
Der
Mähnenkamm ist betonhart
Die
Fettpolster an Schulter, Rumpf und Hinterhand sind maximal gefüllt
Wo liegt die
Schulter/ die Rippen?!
Hat es
bereits EMS / Hufrehe / Fetthusten / dicke Beine / Leberprobleme / strukturelle
Hufprobleme
Da nimmt Constanze kein Blatt vor den Mund und spricht ganz klar von Tierquälerei.
Und ob ein solches Pferd überhaupt noch geritten werden sollte, müsste zuerst der Tierarzt abklären.
"Hufrehe,
EMS und zahllose weitere Erkrankungen kommen nicht plötzlich und unerwartet aus
dem Nichts, wenn das Pferd zu dick ist." Zitat C. Röhm
Um ein Pferd abzuspecken, muss erst klar sein, warum es zu dick geworden ist.
Es gibt diverse Faktoren. Ein grosser Faktor ist oftmals die mangelnde
Bewegung.
Auch wenn
ein Pferd im Offenstall lebt, so ist dies keine Garantie, dass sich das Pferd
selbst bewegt. Ein Pferd macht sich nicht die Überlegung: Okay, ich habe mich
heute etwas wenig bewegt, ich sollte mal…
Pferde bewegen sich immer nur soviel wie sie müssen.
Aber auch
die Thematik Training ist nicht immer einfach. Wann ist ein Training wirklich
effektiv? Es soll nicht heissen, dass wenn die Reiterin aus der Puste ist, dass
das Pferd somit genügend trainiert wurde. Es kommt immer auf die Art und die
Dauer an.
Ein
Shetlandpony wird sich über eine Stunde Spaziergang vermutlich krumlachen, sind
sie doch für weit mehr gezüchtet worden. Genau diesen Gedanken sollte man sich
immer machen: Wozu wurde mein Pferd ursprünglich gezüchtet? Genau darin wird es
seine Maximal-Leistung zeigen können ohne die Motivation zu verlieren. Dies
können wir uns fürs Training zu Nutzen machen.
Aber auch
dann ist nicht die Dauer maßgebend, sondern die Intensität. Hierzu organisiert
man sich am besten einen Pulsmesser und eine immer gleichbleibende Teststrecke.
Gerade darüber findet sich im Buch eine tolle Anleitung.
Ein weiterer
Faktor ist sicher auch die Fütterung. Weniger ist oft mehr. Aber ein Pferd von
heute auf morgen auf Diät zu setzen ist auch keine Lösung. Im Gegenteil bei
einer Diät sollte nicht mehr als 1,5% der gesamten Körpermasse pro Woche
abgenommen werden sollte. Alles andere
wird gefährlich für den Organismus, ist dem Tier gegenüber unfair und auch
total überflüssig. Bei einer schnelleren Gewichtsabnahme ist das Pferd unter
umständen danach schlank aber auch krank (Nährstoffmangel).
Den meisten
ist nicht bewusst, dass gerade dicke Pferde einen erhöhten Bedarf an Eiweiss
und Mineralien haben. Gerade der Mineralstoffbedarf lässt sich alleine durch
Heu und Gras nicht decken.
In diesem Buch geht Constanze sehr ausführlich auf die Fütterung ein. Auf die Do's und Don'ts
Nur ein Gesamtpacket aus Haltung, Fütterung und Training kann zu einem Erfolg führen. Und ich finde wir sind es unseren Pferden schuldig, dass wir uns auf diesem Gebiet weiterbilden und uns falls nötig auch Hilfe suchen.
Ich finde das Buch deckt ein grosses Grundwissen ab und gehört für mich zur Standartliteratur eines jeden Pferdebesitzers mit einem mobbeligen Pferd. Mir hat es gerade inpunkto Training die Augen geöffnet und es lieferte mir sehr gute Ansätze um mein Pony nun noch besser unterstützen zu können.