Fütterung von Früchten & Gemüse bei Equiden

Fütterung von Früchten & Gemüse bei Equiden

Jeden Abend kommt der liebende Pferdebesitzer oder die liebende Pferdebesitzerin in den Stall. Einen Sack mit Leckereien bestehend aus Karotten, Äpfel und altem Brot bestehend unter dem Arm. 
Zur Begrüßung streckt man dem Pferd eine Karotte entgegen. Danach wird das eher aufdringliche Pferd aus der Box gezogen oder aus dem Offenstall genommen und während dem Putzen werden die restlichen Leckereien verfüttert. 
Danach kommt das Pferd wieder in die Box oder in den Offenstall, schließlich hat man heute ja keine Zeit für sein Pferd... 
In etwa so trifft man es heut zu Tage so ziemlich in jedem Stall an.  
Für mich hat das Ganze viel damit zu tun sich die Liebe vom Tier erkaufen zu wollen. Mit gegenseitigem Vertrauen hat es aber leider nicht viel zu tun. 
Das Pferd wurde damit auch nicht bewegt. Und obendrein ist es auch nicht gesund. 

Warum dieses Verhalten eher Kontraproduktiv ist, möchte ich euch hier gerne aufzeigen. 
Dies soll überhaupt nicht eine Verurteilung oder Anprangerung sein. Oft weiß man es einfach nicht besser, oder es wurde halt schon immer so gemacht. Aber vielleicht hilft es dem einen oder anderen Pferdebesitzer zu reflektieren und sich etwas darüber Gedanken zu machen. Wenn ich damit nur einige wenige erreichen kann, dann habe ich mein Ziel bereits erreicht und konnte somit die Pferdewelt wieder ein Stückweit verbessern. 

Klar wie bei allem gilt auch hier: Die Menge macht es aus. Alles ist in gewissen Mengen giftig. Aber gerade bei Equiden, welche ein solch komplexes und empfindliches Magen-Darm-System haben, sollte man bewusst lieber sehr wenig Früchte & Gemüse füttern. Bei bereits stoffwechselanfälligen Rassen wäre ich besonders vorsichtig. Darunter fallen für mich alle Robust Rassen wie Shettys, Welsh Mountain Ponys, Isländer, Fjord, Haflinger, etc. 

Gegen ab und zu einen Apfel oder eine Karotte spricht überhaupt nichts. Aber halt dann nicht einen Kilo Sack Karotten mit Äpfel und Brot. 
Was man unbedingt vermeiden sollte zu füttern sind sämtliches Steinobst wie zum Beispiel Kirschen, Pfirsiche, Aprikosen, etc. Hierbei kann es zu gefährlichen Koliken kommen. Der Kern an sich enthält Amygdalin, was im Darm zur giftigen Blausäure abgebaut wird. 

Ebenfalls sehr bedenklich sind Nachtschattengewächse wie Auberginen, Tomaten, Kartoffeln und Paprika. Normalerweise werden dies auch nicht sonderlich gerne gefressen. Kommt es doch zum Verzehr so kann es zu Vergiftungssymptomen sowie schwerwiegenden Krämpfen kommen. Im Extremfall können die Pferde daran sterben. 
Auch Kreuzblütler Gewächse wie Brokkoli und sämtliches Kohl führen zu starken Blähungen und ebenfalls zu Koliken. 
Zu ganz üblen Vergiftungen kann es bei Avocados kommen. Dabei spielt es keine Rolle ob das Fleisch oder der Kern verfüttert wird. Bei Avocados kann es zu Atemnot, Koliken und im schlimmsten Falle zum Tod des Tieres führen.  
Ähnlich kritisch ist es mit Rhabarber. Das darin enthaltene Calciumoxalat kann zu Nierenversagen führen.  
Mit Bananen handhabe ich es ähnlich. Ab und zu aber höchstens alle paar Wochen ein Stück. Meist teilen wir uns dann eine gemeinsam. Bananen enthalten sehr viel Zucker. Je reifer je mehr und gehören deshalb nur zu seltenen Gelegenheiten ins Pferd. 
Ausserdem gehört auch keine Schokolade ins Pferd. Große Mengen an Kakao können für Pferde tödlich enden (wie auch bei Hunden). 
Was übrigens gar nicht in den Futtertrog von Pferden gehört ist altes, trockenes Brot. Dies enthält viel zu viel Hefe, Getreide und auch Zucker. Es kann zu Blähungen bis zu Koliken kommen und fördern die Hufrehe. Leider ist altes, hartes Brot in den Pferdeställen immer noch viel zu häufig anzutreffen. 

Wir müssen uns immer wieder selbst an der Nase nehmen. Und die Fütterung der Wildpferde anschauen: Diese leben die meiste Zeit über in der kargen Steppe. Durch die Kargheit sind sie bis zu 18h am Tag mit der Futtersuche beschäftigt und laufen entsprechend auch ganz andere Distanzen als unsere domestizierten Pferde. Deshalb ist das Grundnahrungsmittel jedes Pferdes Raufutter wie Heu. Ergänzend geht auch Stroh und/oder Knabberäste. Der Magen der Pferde ist im Verhältnis zum Körper relativ klein und deshalb für eine regelmäßige Nahrungsaufnahme von kleinen Mengen ausgelegt (nicht wie der Mensch mit 3 Mahlzeiten am Tag). Kommt es beim Pferd zu grossen Abständen zwischen der Nahrungsaufnahme, so kann es zu Magengeschwüren führen da Pferdemägen 24/7 Magensäfte produzieren. Diese greifen dann aufgrund des fehlenden Nahrungsbreis die Magenschleimhäute an. Aber hierzu gibt es mittlerweile sehr viele Studien oder Literatur. 

Mit dem Füttern von zu viel Zucker tut man dem Pferd keinen gefallen, ganz abgesehen davon, dass die meisten dann auch sehr aufdringlich werden und einem meist bereits beim Betreten des Stalles bedrängen oder gar anfangen zu schnappen. 

Ich selbst habe ein solches Pony zu Hause, welches viel zu lange viel zu viel Zucker und falsch gemeinte "Liebe" gefüttert wurde. Es dauerte Rund 3 Jahre sie auf normales Gewicht runter zu bekommen und sie durchlebte viele Hufrehe-Schübe. Wir haben eine schwere Zeit hinter uns und viel Energie und Kosten gingen damit einher. Sie ist mittlerweile über den Berg. Aber ich passe extrem darauf auf, was sie so täglich frisst. Hufrehe ist nicht grundlos neben der Kolik die häufigste Todesursache bei Equiden. 

Wenn ihr gerne mehr über eine natürliche Pferdefütterung wissen möchtet, dann dürft ihr mich gerne für eine Futterberatung eures Pferdes buchen und ich zeige euch gerne wie da geht.