Tier-Shiatsu-Therapeutin Intensivwoche "Pferde fit füttern"

Tier-Shiatsu-Therapeutin Intensivwoche "Pferde fit füttern"

Da die Ausbildung zum Tier-Shiatsu-Therapeuten sehr ganzheitlich angelegt ist, gehört auch der Online-Kurs "Pferde fit Füttern" von Christina Fritz mit ins Lernprogramm.
Hierzu konnten wir uns aus drei Terminblöcken je eine Woche aussuchen. Während dieser Woche bekamen wir Zugang zu dem Online-Seminar welches aus 6-7h Videomaterial und geballtem Wissen bestand. Abschluss der Woche bildet dann ein gemeinsames Zoom-Meeting mit Christina wo noch offene Fragen beantwortet werden können.
Das Online-Seminar war in 6 Videos an circa 1h unterteilt. So konnten die Videos "portionenweise" angeschaut werden.  
Wenn ich die ganzen 6 Stunden hier nun wiedergeben müsste, so würde dies den Rahmen sprengen.  
Deshalb hier ein paar Fakte, welche mich überrascht, verblüfft haben oder ich einfach für besonders wichtig halte: 

  • Während dem Fressen legen Wildpferde lange Strecken in sehr langsamen Tempo zurück. Im Schnitt bewegen und fressen Wildpferde während 14.8h Stunden. Während 8.2h machen sie Ruhepausen. Vergleicht das einmal mit einem Pferd, dass in einer Boxe steht! Hinzu kommt, dass die 30-40 Meter Darm viel Bewegung benötigen. Nur dadurch funktioniert die Peristaltik effizient. Deshalb kommt es auch öfters bei Boxenpferden zu Koliken.

  • Wie kann es zu Stress in einer Herde kommen? Was viele nicht wissen: die unterschiedlichen Pferderassen "sprechen" quasi einen anderen Dialekt. Pferde benötigen 3-6 Monate um sich auf die Körpersprache des anderen einzustellen.  

  • Nicht wie beim Menschen, beginnt die Verdauung des Pferdes bereits im Maul durch das Einspeicheln des Futters.

  • Danach rutscht der Nahrungsbrei durch den Schlund, welcher bei einem Warmblut circa 1.3m lang ist und einen Ø 1.5cm besitzt. Bei diesen Abmessungen erstaunt es nicht, dass kleingeschnittenes Gemüse/Obst, sowie Futter welches zu wenig gequellt hat, zu Schlund-Verstopfungen führen kann. Bitte unbedingt immer den Tierarzt benachrichtigen bei Schlund-Verstopfung!

  • Pferde machen aus Raufutter Wickel um diese dann zwischen den Zähnen zu Zermahlen. Hierzu müssen die Mindestfaserlängen des Raufutters min. 8cm betragen. Ansonsten wird das Raufutter nicht gut genug vorgekaut was zu Fehlgärungen im Darm führen kann. Genau aus diesem Grund ist die regelmäßige Zahnkontrolle (1x jährlich) auch so wichtig. Bei schlechter Zahnstellung/Ecken/Kanten können die Wickel nicht gut genug gekaut werden.

  • Da der Magen 24/7 Magensäure produziert, sollte dieser nie leer sein. Ansonsten greift die Magensäure die Magenschleimhäute an und es kommt zu Magengeschwüren. In einer Studie vor 10 Jahren wurde festgestellt, dass circa 80-90% aller Pferde (egal ob Sport oder Freizeit) Magengeschwüre durch falsches Futter/Stress haben. Kritisch sind vor allem Raufutterpausen von mehr als 4h. Das Beste Mittel gegen Magengeschwüre ist Heu ad libitum.

  • Gallenflüssigkeit wird durch die Leber permanent in den Dünndarm abgegeben. Deshalb gilt es grosse Vorsicht zu walten bei der Fütterung von Öl. Bei zu viel Öl wird dieses durch die Gallenflüssigkeit nicht neutralisiert. Alles wird durch eine Ölschicht überzogen und so kann die restliche Nahrung nicht richtig aufgeschlossen werden. Es gibt keinen Grund zur Ölfütterung. Pferde können keinen Energiebedarf aus Öl ziehen. Was an Fett nicht verdaut wird, landet im Dickdarm und dort kann es toxisch wirken. Öle sind extrem belastend für den Stoffwechsel.

  • Vitamine müssen bei einem gesunden Pferd nicht zugefüttert werden

  • Schwefelmangel ist bei Haut/Fell/Hufe ersichtlich. Schwefel wird zum Schutz der Schleimhaut benötigt (=> Heustauballergiker haben oft Schwefelmangel)

  • Fohlen fressen Kot von Mutter um die für die Darmflora benötigte Microorganismen aufzunehmen, hat die Mutter bereits eine schlechte Darmflora so übernimmt diese das Fohlen = > Stuten mit schlechter Darmflora sterben in der Natur aus

  • Silage, Heulage, Haylage, Feuchtheu = alles fermentiertes Gras

  • Auswirkungen von Silage/Heulage-Fütterung:

    • Ansiedlung von Milchsäurebakterien im Dünn- und Dickdarm, pH-Wert sinkt = sauer

    • Verdauungsenzyme im Dünndarm arbeiten ineffizienter, da pH-Wert nicht optimal, Nährstoffmangel entsteht, Risiko  

    • Verdrängung der Darmflora durch Milchsäurebakterien
      pH-Absenkung im Dickdarm

    • Dysbiose

    • Mangel an Vitamin B

    • Chronische Darmschleimhautentzündung: Zellen sterben ab, es entstehen Löcher in der Darmwand, durch welche Krankheitskeime und Stoffe aus dem Darm ungehindert in den Körper eintreten, Kotwasser entsteht

    • Überlastung der Leber mit Giftstoffen und Milchsäuren aus dem Darm, Verstärkung des Problems durch das Fehlen von aktiven Vitamin B6, Entgiftungsfunktion läuft nicht mehr

    • Einlagerung von Säuren und Giftstoffen im Bindegewebe, das Pferd schwemmt auf ("nimmt zu")

    • Schleichende Übersäuerung und Vergiftung

    • Zeitlich verzögert können diverse Krankheitsbilder entstehen wie zum Beispiel Durchfall, Kotwasser, Kolik, Magengeschwüre, Hufrehe, KPU, Hufabzesse, Mauke, Sommerekzem, Lymphstau, Sehnenschäden, Blockaden, Allergien, COPD

  • Milchsäurebakterien sind für den Pferde - Dickdarm giftig, da sie immer eine Fehlgärung zur Folge haben

  • Je intakter der Darm, umso weniger Würmer hat das Pferd

  • Heu ist der Hauptlieferant von Energie, Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen und kann durch nichts anderes ersetzt werden

  • Die meisten Fertig-Müslis enthalten vor allem ungesunde Füllstoffe und Geschmacksverstärker

  • Eine Futterumstellung sollte immer über 2-4 Wochen geschehen.

Ich beschäftige mich, seit ich Flash übernommen habe, immer wieder mit der Thematik der Pferdefütterung. Dank meiner Ausbildung zur Futtermittelberatung konnten wir bereits diverses optimieren. Und dank dieser Fortbildung habe ich nun noch mehr Wissen angeeignet. Teilweise war ich richtig entsetzt.

Was mich am ganzen Online-Seminar am meisten entsetzt hat, sind die Mafia-Ähnlichen-Bedingungen in der Futtermittelindustrie! Es ist echt tragisch was dem unwissenden Pferdebesitzer als sogenannt "gesund" verkauft wird.  
Ein Beispiel: Es ist keine Verpflichtung die ganzen Konservierungsstoffe auf der Verpackung zu deklarieren. So kann es gut sein, dass ein anscheinend gesundes Müsli aber extrem viele Konservierungsstoffe enthalten. Oder ein Kräuter-Müsli muss nicht zwingend die vermuteten gesunden Kräuter enthalten sondern kann auch nur aus gehacktem Füllmaterial und ätherischen Ölen bestehen.

Entsetzt haben mich auch die Auswirkungen der Silage Fütterung. Gerade im Winter sieht man das doch noch sehr oft, da es halt einfach praktisch ist. Was aber ganz klar auf die Kosten der Gesundheit unserer Pferde geht.

Wer sich gerne noch über einzelne Themen weiter informieren will, dem kann ich die Seite von Sanoanimal sehr ans Herz legen. Dort finden sich auch sehr kurze Infos zu einem jeweiligen Thema.  

Ich selbst, werde sicher sobald als möglich noch den Workshop "Zivilisationskrankheiten bei Pferden" mitmachen und auch einzelne Fachtagungen buchen.


Erklärung Foto:
Bild unten: Flash im Winter 2021 kurz vor meiner Übernahme, Kampfgewicht 400 kg!
Bild oben: Flash im Herbst 2022 Gewicht bei 280kg, noch nicht zu 100% ideal aber auf gutem Wege.